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AutorenbildBerit Kramer

Der gute Grund oder die ursprüngliche Ursache: Warum wir genau das Tun, was wir tun

Wasser wird über eine Hand auf ein kleines Pflänzchen grträufelt.

Wir Menschen handeln und entscheiden uns aus einer Vielzahl von Gründen, und jeder dieser Gründe ist gut bzw. hat eine ursprüngliche Ursache. Unsere Entscheidungen und Handlungen werden durch ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Faktoren bestimmt - sei es biologische, psychologische und/oder sozio-emotionale. Doch was treibt uns wirklich an? Was motiviert uns, bestimmte Wege einzuschlagen und bestimmte Rollen in unserem Leben einzunehmen?

Aus welchem Grund oder auch welchen Gründen hast Du für Dich wichtige Entscheidungen getroffen und gehandelt? Wolltest Du das Richtige tun, um jemand anderen glücklich zu machen? Hast Du die Entscheidung getroffen, weil Du es tief in Deinem Inneren gewusst hast, dass es für Dich in diesem Moment richtig ist? Hast Du Dich aus Angst für oder gegen etwas entschieden, weil Du jemanden nicht verlieren wolltest oder weil Du das Gefühl hattest, Du musst noch besser sein? Welche Gründe sind es für Dich?

Der gute Grund besagt, dass jedes Verhalten, jede Entscheidung und Handlung ein oder mehrere Ursachen hat, und dass der Mensch durch seine gemachten Erfahrungen bestimmte Verhaltens- und Entscheidungsmuster entwickelt hat, um mit (herausfordernden) Situationen umzugehen.

Das gilt letzten Endes auch für jedes Verhalten und jede Entscheidung von traumatisierten Menschen, die spontan und unbewusst eine Überlebensstrategie eingesetzt haben, um das traumatische Erlebnis zu überstehen, und um dann auf ihre Weise einen Umgang damit finden. Dies bedeutet auch, dass sich bspw. Kinder nicht unangepasst verhalten, um die Erwachsenen zu belasten, zu manipulieren oder zu provozieren, sondern dass sie durch ihr ‘unangepasstes’ Verhalten signalisieren, dass sie Unterstützung brauchen. Die Kinder und generell die Menschen erzählen durch ihre Verhaltensoriginalitäten etwas über sich und ihre Geschichte, und weisen auf unbefriedigte oder verletzte kindliche Bedürfnisse hin. Das Verhalten gibt also Anhaltspunkte wovon dieser Mensch noch mehr braucht, bzw. welche Bedürfnisse noch zu wenig erfüllt sind. Zum einen gibt es die Grundbedürfnisse wie Hunger, Durst, Schlaf, Sicherheit, Reproduktion und Selbsterhaltung. Zum anderen gibt es u.a. die Bedürfnisse der sozialen Zugehörigkeit, Anerkennung und Selbstverwirklichung.Auffälliges, unangepasstes Verhalten, wird bspw. in der Traumapädagogik als normale Reaktion auf unnormale Stressbelastungen gesehen, denn es ist der ganz eigene Umgang, mit belastenden Situationen fertig zu werden. Um das Verhalten auszulösen, braucht es oft nicht viel - es kann ein Wort, ein Geruch, eine ähnlich geartete Situation etc. sein, die das Kind bzw. den Menschen wieder in das damalige, belastende Ereignis katapultiert und es folgt das für die gegenwärtige Situation unangepasste Verhalten.

Diese innere Haltung des guten Grundes hilft, gerade in der Arbeit und im Umgang mit traumatisierten Kindern und Jugendlichen wertschätzend im Kontakt zu bleiben.Bei Kindern und auch bei den Erwachsenen kann das Konzept des guten Grundes durch die Weil-Technik umgesetzt werden. Um das Verhalten eines Kindes oder auch das eigene Verhalten und die eigenen Entscheidungen besser verstehen zu können, wird anstatt von dem Wort ‘Warum’ („Warum hast du/habe ich das gemacht?“) das Wort ‘Weil’ („Du hast/ich habe das gemacht, weil...?“) eingesetzt. Das Wort ‘Warum’ wird von den Menschen eher vorwurfsvoll aufgefasst und erhöht unabhängig vom Tonfall die Stressbelastung. ‘Weil’ kann eher als Einladung und Interesse verstanden werden und helfen, dass Kinder Bilder o.ä. äußern. Und auch die Erwachsenen sind sehr gern eingeladen, genauer hinzuschauen, was zu diesem bestimmten Verhalten geführt hat und was der Auslöser für bestimmte Entscheidungen war. Nicht, um sich zu verurteilen, sondern um sich besser zu verstehen.

Wenn wir auf eine Situation oder Person reagieren, dann klingt etwas in uns an, was früher in ähnlichen Situationen passiert ist, sodass wir bspw. wütend oder mit Rückzug reagieren. D.h., eine Grenze von uns wurde verletzt und das Gefühl von Sicherheit ist herabgesetzt. Und um dieses Gefühl von Sicherheit wiederzuerlangen, werden wir bspw. wütend oder ziehen uns zurück.

Wie fühlt es sich für dich an, wenn Du Dich sicher fühlst? Wie fühlt es sich an, wenn Du Dich nicht mehr sicher fühlst? Wie reagierst Du dann? Und was tust Du dafür, dass Du Dich sicher fühlst?

Wir sind als Fachkräfte und Eltern gefragt, wenn die Kinder und Jugendlichen der aktuellen Situation entsprechend unangepasst reagieren. Besonders in solchen Situationen ist es für die Kinder und Jugendlichen wichtig, dass sie jemanden an der Seite haben, der stabil und verlässlich da ist und ihnen regulierend zur Seite steht. Regulierend heißt, die innere Haltung zu haben das Kind oder den/die Jugendliche*n mit seinem Verhalten zu verstehen und präsent da zu bleiben (und sich nicht von ihm/ihr zu entfernen). Wenn wir wissen, wie wir selber ticken und wie wir in Verbindung mit uns bleiben können, dann können wir das auch in herausfordernden Situationen sein.

Möchtest Du mehr darüber erfahren und verstehen, Dich dazu auch mit anderen austauschen und herausfinden, was für Dich und auch für die Kindern und Jugendlichen am besten passt? Dann lade ich Dich ein, das Basisseminar online oder in München zu besuchen.

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