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AutorenbildBerit Kramer

Ohnmacht und Hilflosigkeit vs. Kontrolle und Verbindung: Einblicke in Traumatisierung und innere Selbstwirksamkeit

Traumatisierung kann zu tiefen Gefühlen von Ohnmacht und Hilflosigkeit führen. Diese Zustände sind oft das Ergebnis von Erlebnissen, die unser Sicherheitsgefühl und unser Vertrauen in die Welt erschüttern. Doch wie können wir uns von diesen Gefühlen befreien und innere Selbstwirksamkeit entwickeln? Wie können wir Kontrolle, Verbindung und Selbstbewusstsein wiedererlangen? Ich beleuchte diese Fragen und biete Einblicke in Wege, wie wir uns spürend neue Möglichkeiten erschaffen können.


Ohnmacht und Hilflosigkeit: Die Folgen traumatischer Erfahrungen

Herausfordernde, traumatische Erlebnisse, die nicht verarbeitet wurden und sich zu einer Traumatisierung entwickelt haben, hinterlassen oft tiefe Spuren in unserer Psyche und unserem körperlichen Erleben. Diese Erfahrungen können uns das Gefühl nehmen, unser Leben und unsere Reaktionen darauf kontrollieren zu können. Gleichzeitig erleben diese Menschen oft einen inneren Krieg aus Selbstzweifeln, Ängsten und ständiger, innerer Kritik, was sich auf die Beziehung zu sich und dem sozialen Umfeld auswirkt. Ohnmacht und Hilflosigkeit, die auch schon während des traumatischen Erlebnisses erfahren wurden, manifestieren sich in:

  • Emotionaler Erstarrung: Das Gefühl, von den eigenen Emotionen überwältigt zu sein und keine Kontrolle über sie zu haben. In der Folge erleben Betroffene dies als innere Leere, emotionale Abstumpfung, Interessen-, Lust- und Freudlosigkeit.


  • Verlust der Selbstwirksamkeit: Das Empfinden, keinen Einfluss auf das eigene Leben und die Umwelt nehmen zu können. Das bedeutet, die innere Überzeugung zu haben, schwierige oder herausfordernde Situationen nicht mehr gut oder gar nicht meistern zu können.


  • Dissoziation: Ein Zustand, in dem man sich unbewusst von sich selbst und der Realität abkoppelt bzw. trennt, um z.B. den Schmerz nicht fühlen zu müssen und sich nicht mit der Situation auseinandersetzen zu müssen. Dissoziation ist nicht nur mit einer Traumatisierung verbunden, sondern es passiert uns alltäglich, wenn wir mit den Gedanken woanders sind und nicht mehr mit dem aktuellen Erleben assoziiert / verbunden sind.



Eine Frau sitzt mit dem Rücken zum Betrachter auf einem Steg am See, sieht auf das Wasser und hat ihre Arme ausgebreitet.

Kontrolle und Verbindung: Wege zur Wiedererlangung der Selbstwirksamkeit

Um aus der Spirale der Ohnmacht, Hilflosigkeit und des inneren Krieges herauszukommen, ist es wichtig, Verbindung zu sich selbst und zur eigenen Selbstwirksamkeit wiederherzustellen. Dieser Weg führt über das Erlangen von Stabilität und Sicherheit. Dafür ist es wichtig, nicht nur den Verstand mit einzubeziehen, sondern auch den Körper, da er präzise rückmelden kann, ob es sich wirklich stabil und sicher anfühlt. Dies kann durch verschiedene Wege erreicht werden:

  • Selbstbewusstsein und Achtsamkeit: Durch Achtsamkeitsübungen kannst Du lernen, Deine Gedanken und Gefühle wahrzunehmen und anzunehmen, ohne von ihnen überwältigt zu werden.


  • Körperarbeit: Traumasensibles Yoga, Tai Chi und somatische Erfahrungen helfen, wieder eine Verbindung zum eigenen Körper herzustellen und die Körperwahrnehmung zu verbessern.


  • Therapeutische Unterstützung: Traumatherapien wie EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing) oder somatische Erfahrungen (TSY-Traumasensibles Yoga oder Somatic Experiencing) können helfen, traumatische Erlebnisse zu verarbeiten und die Selbstwirksamkeit zu stärken.


  • Ziele setzen und erreichen: Kleine, erreichbare Ziele helfen, Erfolgserlebnisse zu sammeln und das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und Selbstwirksamkeit zu stärken.


  • Ressourcenorientierung: Konzentriere Dich auf Deine eigenen Stärken und Erfolge. Damit wächst Dein Selbstbewusstsein.


  • Positive Selbstgespräche: Die Art und Weise, wie wir mit uns selbst sprechen, beeinflusst unser Selbstbild maßgeblich. Positive und ermutigende Selbstgespräche können helfen, ein negatives Selbstbild zu verändern. Geh dabei in kleinen Schritten vor.


  • Innere Dialoge: Die Arbeit mit inneren Anteilen (z.B. durch die Methode der inneren Familienaufstellung) kann helfen, verschiedene innere Stimmen zu erkennen und zu integrieren.


  • Grenzen setzen: Sich seiner eigenen Grenzen bewusst zu werden und diese nach außen hin zu kommunizieren, ist ein wichtiger Schritt zur Selbstfürsorge und zum Schutz der eigenen Integrität.


Je stabiler und sicherer Du Dich fühlst, je mehr Selbstbewusstsein Du aufbaust und Dich als selbstwirksam erlebst, um so mehr entdeckst Du die Möglichkeiten um Dich herum. Gleichzeitig wächst die Kreativität, um mit herausfordernden Situationen umgehen zu können und damit Deine Ressourcen zu stärken.

Um Dinge bzw. Gefühle zu verarbeiten und auszudrücken oder Möglichkeiten zu entdecken, kannst Du auch künstlerische Ausdrucksformen nutzen, wie Malen, Schreiben oder Musik etc..


Traumatisierung kann tiefgreifende Auswirkungen auf unser Gefühl von Kontrolle und Verbindung zu uns selbst haben. Doch durch gezielte Methoden und therapeutische Unterstützung ist es möglich, die eigene Selbstwirksamkeit zu stärken und sich aus der Ohnmacht zu befreien. Indem wir lernen, uns selbst besser zu verstehen und unsere inneren Ressourcen zu nutzen, können wir spürend neue Möglichkeiten für unser Leben erschaffen und selbstwirksam aus traumatischen Erfahrungen hervorgehen.

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